‚Soziales Engagement gibt meinem Leben mehr Sinn‘
Ich habe erfahren, dass Babys, die ein paar Monate zu früh auf die Welt kommen, sogenannte „Frühchen“, so klein sind, dass es für sie Kleidung in Größe 42 bis 48 im Geschäft nicht zu kaufen gibt. Im Krankenhaus bekommen die Frühchen zwar Kleidung, aber die ist einfärbig und funktional, denn Sonden und sonstige Schläuche und Kabel müssen durchpassen und dürfen beim Wickeln und Kleidung wechseln nicht verrutschen. Mich hat das sehr berührt. Eine Bekannte von mir hatte den Verein „Eine Handvoll Liebe“ gegründet, in der sie Menschen aufrief, Kleidung in dieser Mini-Größe zu nähen, zu häkeln und zu stricken. Ich wollte unbedingt helfen.
Ich dachte ich hätte zwei linke Hände und würde das nie lernen! 😊
Ich fing an, Stoffe online zu kaufen, die schön bunt waren und Kind und Mutter Spaß machen könnten, um den Krankenhaus-Flair zu vergessen, welche ich den fleißigen Näherinnen des Vereins spendete, um die gewünschte Kleidung nähen zu können. Nachdem mir dies nicht genug war und ich selbst etwas “produzieren” wollte, dachte ich mir nach einiger Zeit: „So schwer kann das aber nun doch nicht sein!“. Und so recherchierte ich und fand auf Youtube ein Video: „Häkeln für Anfänger“. Also besorgte ich mir ein paar Häkelnadeln und Wolle und probierte und probierte und häkelte so lange vor mich hin, bis ich mein erstes Häubchen in der Form schaffte, mit der ich zufrieden war.
Ich hatte großen Spaß daran, mit Farben und Mustern zu experimentierten und als ich meine erste Kollektion an Schühchen, Schal, Fäustlingen und Häubchen hatte, war ich sehr glücklich.
Mütter können bei uns bestellen, was sie brauchen und wir produzieren dann die kleinen Kunstwerke. Diese Mütter, die viel Leid, Sorgen und Verzweiflung hinter sich haben und endlich mit ihrem Baby das Krankenhaus verlassen dürfen, waren sehr glücklich über so viel Farbe für ihr Kleines. Das hat mir viel gegeben. Ich habe dann auch unsere Team Handarbeiten in der Bank kontaktiert und konnte sie für diese Idee begeistern. Vielen Dank für all Eure Unterstützung!
Ich sitze nun abends gemütlich auf dem Boden, umgeben von Wollknäueln und häkele. Das ist für mich Entspannung und zusätzlich habe ich das gute Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Etwas, das mir Spaß macht und mit dem ich andere glücklich machen kann. Was gibt es Schöneres?
Ich bin sehr stolz, dass ich etwas gelernt habe, das ich mir in den kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte. Man lernt nie aus! Einfach ausprobieren. Wer nichts probiert, weiß nicht, ob er/sie es kann.
Und noch ein Gedanke: Wenn jede:r sich ein bisschen sozial engagieren würde, dann würde die Welt sicher anders aussehen. Und - es gibt dem Leben noch mehr Sinn!
Autorin: Irene Kronemann